Authentizität im Beruf
Tu was Du bist, nicht, was Du gut kannst
Die Gesellschaft gibt vor, wie wir zu sein haben. Lerne Dich selbst kennen und zu akzeptieren und Du wirst nach und nach Dein Leben leben.
Tu, was Du bist, nicht, was Du gut kannst
Anfang letzten Jahres lernte ich auf einer Veranstaltung eine junge Frau kennen. Sie ist Steuerberaterin und hat zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens die Kanzlei ihres Vaters übernommen. Das Steuerbüro hat einen guten Namen und viele zahlungskräftige Mandanten. Sie brauchte sich also keine großen Sorgen zu machen, wie sie als Anfängerin, die sie ja damals war, ihr kleines Unternehmen zum Laufen bringen musste. Sie schien unbekümmert – und extrem verkopft. Sie strahlte wenig Freude aus und obwohl sie sagte, dass sie schon immer gern mit Zahlen umging und ihrem Vater bei den Steuererklärungen bereits als Kind gerne über die Schulter geschaut habe, überzeugte sie mich nicht.
Ein paar Monate später traf ich sie auf einer ähnlichen Veranstaltung wieder. Wieder kamen wir ins Plaudern und wieder ging es um Leben und Beruf. Und wieder strahlte sie im Allgemeinen, vor allem aber beim Thema Steuern und Kanzlei, keine Freude aus. Als wir über Hobbys sprachen, schon. Sie erzählte mir, wie gerne sie töpfere und wie viel Freude es ihr bereite, wenn aus einem Klumpen Ton in ihren Händen etwas Schönes werde. In der Schule sei sie im Kunstunterricht immer die Beste gewesen und als Jugendliche hätte sie sich durchaus vorstellen können, eine künstlerische Ausbildung zu machen.
Während sie davon sprach, strahlten ihre Augen und ihre Körpersprache veränderte sich. Sie wirkte plötzlich sehr lebendig und ihr Gesicht viel jünger.
Seitdem sind wir uns nicht mehr begegnet. Mich würde interessieren, wie sie bei unserem dritten Aufeinandertreffen auf mich wirken würde. Hätte ich sie nur einmal getroffen, hätte es durchaus eine Momentaufnahme sein können. Wir alle haben schließlich mal einen schlechten Tag und sind nicht voller Elan wie vielleicht sonst. Nach der zweiten Begegnung, die ja immerhin Monate nach der ersten stattfand, bestätigte sich allerdings mein Eindruck von unserem ersten Treffen. Und sie setzte sogar noch einen drauf, der mir einen Vergleich ermöglichte. Wie wäre es nun wohl bei einem dritten Zusammentreffen? Würde sie auch diesmal, wie bei den ersten beiden Malen, keine Leidenschaft für das Thema Steuerkanzlei mitbringen? Ich weiß es nicht.
Lebe Dein Leben
Was ich allerdings weiß, ist, dass wir unser Leben nicht leben und pflegen und nicht authentisch sein können, wenn wir nicht das tun und dazu stehen, was uns ausmacht. Wer wir sind. Was uns glücklich macht. Wo unsere Talente und Vorlieben, unsere Neigungen und Bedürfnisse liegen. Und vor allem: Was wir wirklich wollen und was wir leben wollen… oder auch mal Grenzen setzen.
Unsere Seele hat sich etwas dabei gedacht, uns so zu machen, wie wir sind. Nur, wenn wir uns selbst annehmen und uns Selbstliebe und Selbstfürsorge entgegen bringen, sind wir in der Lage, nicht nur wir selbst zu sein und uns so zu zeigen, wie wir sind, sondern letztlich auch die Menschen in unserem Leben zu haben, die wirklich zu uns passen und uns so lieben, wie wir sind. Davon bin ich überzeugt.
Je mehr Grenzen wir setzen, je weniger wir uns verbiegen, je öfter wir nein sagen, wenn wir nein sagen wollen… desto mehr sagen wir ja zu uns selbst… Je öfter wir „Ja“ zu uns selbst sagen, desto zufriedener sind wir am Ende… umso authentischer… und damit belastbarer.
Wie lebst Du Dein Leben?
Gehörst Du zu den Menschen, die morgens aus dem Bett springen und den Tag kaum erwarten können? Oder brauchst Du immer eine Weile, um in die Gänge zu kommen?
Sehnst Du Dich nach einer Arbeit, die Dir Spaß macht und Abwechslung bringt? Oder schaust Du schon um 10 Uhr morgens gelangweilt auf die Uhr und sehnst Dich nach dem Feierabend?
Sehnst Du Dich nach einer Arbeit, die Dich mit Energie erfüllt?
Fühlst Du eine innere Unruhe, eine latente Unzufriedenheit, die Dich schon viele Monate… vielleicht schon viele Jahre… begleitet?
Wenn dem so ist, dann beleuchte doch einmal Dein Leben aus einem anderen Blickwinkel. Wir verbringen so viel Zeit am Arbeitsplatz beziehungsweise damit, unser Geld zu verdienen, dass dieses doch Spaß machen sollte, meinst Du nicht auch? Und wenn Du aus diversen Gründen Dich (noch) nicht traust, beruflich neue Wege zu gehen, dann integriere Deine Energiespender in Dein Privatleben. Nur, wenn wir Freude empfinden, können wir energetisch durch's Leben gehen und unser Glück finden… und leben. Deswegen tritt doch mal einen Schritt zur Seite und betrachte objektiv, wie Du Dein Leben lebst.
Bist Du glücklich?
Stehst Du morgens gerne auf, um den Tag zu begrüßen?
Freust Du Dich nach dem Aufstehen auf das, was vor Dir liegt?
Hast Du Spaß an dem, was Du täglich tust?
Gehst Du freudvoll und energiegeladen durch den Tag und erlebst täglich etwas Schönes? Oder plätschert Dein Leben so dahin?
Geht Dir Dein Herz auf, wenn Du Deinem Job nachgehst? Oder hast Du ein Hobby, bei dem das der Fall ist?
Vergisst Du die Zeit bei der einen oder anderen Aufgabe in Deinem Beruf? Oder bei Deinen privaten Unternehmungen?
Übst Du Deinen Beruf aus, weil er in der Gesellschaft ein gutes Image hat oder weil Dein Vater… Deine Mutter ihn sich für Dich "gewünscht" hat?
Oder hast Du – vielleicht sogar entgegen aller Erwartungen – einen Beruf erwählt, den Du wirklich von Herzen ausüben wolltest?
Gehst Du abends ins Bett und freust Dich auf den nächsten Tag?
Die Antworten sind nur für Dich, also beantworte die Fragen ganz ehrlich.
Wenn Du die meisten Fragen nicht eindeutig mit „Ja“ beantworten kannst und Dich beim Lesen ein mulmiges Gefühl beschleicht, ist es vielleicht an der Zeit, Dein Leben zu überdenken.
Es müssen nicht gleich große Veränderungen sein, Du kannst auch mit kleinen Schritten anfangen.
Was braucht man also, um glücklich zu sein?
Die Gesellschaft sagt uns, wie wir sein sollen. Wie wir beruflich sein sollen. Wie wir idealerweise leben sollen. Die Gesellschaft ist – zumindest in beruflicher Hinsicht – leistungsorientiert. Die Intuition, das Fühlen, wurde uns weitgehend abtrainiert, damit wir gesellschaftskonform werden. Begonnen in der Kindheit, fortgesetzt in der Jugendzeit und im Erwachsenenalter sowieso. Äußere Eindrücke prägen uns ebenso wie innere. Die äußeren sind lauter, deutlicher… und daher für uns leichter zu verstehen.
Höre also wieder auf Dein Gefühl… lausche Deiner Intuition und folge ihr. Somit wirst Du mit der Zeit
- wissen, was Du willst und wer Du bist
- Dich aufmachen, Dich entsprechend zu leben.
Es ist nicht wichtig und vor allem nicht notwendig, gleich mit großen Schritten zu beginnen. Beginne langsam und setze einen Fuß vor den anderen. Hauptsache, du bewegst dich vorwärts. Auch Schnecken kommen ans Ziel – und sie haben ihr Zuhause immer dabei 😉 🐌 .
Finde heraus, wer Du wirklich bist, was Du willst, wo Deine Vorlieben, Talente, Neigungen, Wünsche und Bedürfnisse liegen. Weitere Tipps dazu findest Du demnächst hier im Magazin. Und dann entscheide Dich dafür, konzentriere Dich darauf und
Mache Dich auf den Weg. Setze um. Verwirkliche ein erstes kleines Ziel.
Es ist einfach. Wo steht geschrieben, dass Leben und Arbeit anstrengend sein müssen? Leben darf schön sein! Arbeit darf Freude machen! Geld verdienen darf Spaß machen! Auch, wenn Du glaubst, Du hast keine Wahl oder erschöpft vom Leben bist… es gibt immer einen Weg, das Leben ein wenig schöner oder leichter zu machen.
Tu, was Du bist, nicht, was Du gut kannst.
Ich bin mir sicher, dass es viele Dinge gibt, die Du gut kannst. Dinge, die Dir bewusst sind und Dinge, die Dir auf den ersten Blick gar nicht so bewusst sind, weil sie Dir so selbstverständlich erscheinen. Wir alle machen viele Dinge aus dem Effeff, routiniert, schnell. Ich zum Beispiel bin sehr gut darin, Daten zu sammeln und zu strukturieren. Ich habe auch einen sehr guten Überblick über viele verschiedene Bereiche und kann dadurch andere sehr gut entlasten, indem ich lenke, koordiniere und/oder erinnere. Diese Fähigkeiten möchte ich jedoch nicht hauptsächlich in meinem Berufsalltag einsetzen. Weder möchte ich – meist zeitintensive – Recherchen durchführen, noch möchte ich ständig für andere mitdenken. Aber das kann ich gut.
Manchmal kann ich das … dann kann es mir auch Spaß machen. Aber nicht jeden Tag.
Dafür macht mir das Unterrichten sehr viel Spaß. Ich kann gut mit Menschen umgehen. Ich kann einfühlsam und locker sein, aber auch streng, wenn es nötig ist. ich liebe es, zu unterrichten und Workshops zu leiten. Aber auch das möchte ich nicht jeden Tag machen. Denn so schön der Umgang mit Menschen auch ist… manchmal erschöpft es mich. Deshalb mag ich auch Arbeiten, bei denen ich mich zurückziehen kann… Und siehe da… schon kann eine Recherche wieder attraktiv werden. Die Mischung macht's!
Integriere also viel mehr von dem in Deinen Alltag, was Du von Herzen gerne tust und nicht das, was Du gut kannst. Wie gesagt: Du musst dafür nicht gleich Deinen Job aufgeben. Auch wenn Du alleinerziehend bist und nicht nur für Dich selbst sorgen musst, gibt es einen Weg, mit kleinen Baby Steps anzufangen. Die kleine Auszeit… ein neues oder wiederbelebtes Hobby …. regelmäßige Zeit für Dich… kann ein erster großer Schritt sein.
- Entscheide Dich für das, was Du tust, aus vollem Herzen
- Glaube mit ganzem Herzen an das, was Du tust
Lebe ein Leben, das Dir entpsricht. Lebe DEIN Leben. ❤️
Was sind Deine Tipps,um authentischer und glücklicher zu leben?
Sharing is caring ❤️
Liebe Claudia,
vielen Dank für den erfrischend-aufheiternden Artikel und die Motivation und Energie, die er versprüht und der Leser auffängt.
Es bestätigt wieder, aller Anfang um das Leben nach eigenen Wünschen zu leben, ist die Auseinandersetzung mit sich selbst, bewusst auf Gefühle zu achten, wahrzunehmen und der inneren Stimme zu vertrauen – der Schlüssel zum Glück.
Vielen Dank für die lebensbereichernden Tipps.
Herzlichst,
Heidi
Liebe Heidi,
danke schön für Dein Feedback. 🙂 Ich freu mich, dass Dir meine Artikel gefallen.
Ja, die Auseinandersetzung mit sich selbst ist oft gar nicht leicht. Aber es lohnt sich unbedingt. 🙂
LG
Claudia