Nicht gut genug
Verstehe das Imposter-Syndrom
Hast Du Dich schon mal wie ein Hochstapler gefühlt? Du bist nicht allein, vielen anderen Menschen geht es genauso. Hier erfährst Du mehr über das Imposter-Syndrom und wie du es überwinden kannst.
Wie fühlt es sich eigentlich an, ein Hochstapler zu sein?
Kennst Du das auch? Du hast ein Ziel erreicht, für das Du hart gearbeitet hast… einen Erfolg erzielt, auf den Du wirklich stolz sein kannst… Du freust Dich und bist positiv gestimmt… Und dann tauchen diese lästigen negativen Gedanken auf, die Dir sagen, dass Du nur Glück gehabt hast oder dass andere besser sind als Du und dass Du eigentlich nicht gut genug bist.
Du fängst an, an Deinen Fähigkeiten zu zweifeln, vielleicht sogar an Deiner Intelligenz… obwohl Du weißt, dass Du viel Zeit und Mühe investiert hast, um dahin zu kommen, wo Du jetzt bist. Und plötzlich fühlst Du Dich nicht mehr so optimistisch oder fröhlich…
Ich kann das sehr gut nachvollziehen, weil ich das auch schon mal erlebt habe. Und wenn Du das auch schon erlebt hast… vielleicht sogar öfter… dann leidest Du vielleicht am Imposter-Syndrom.
Wissenschaftlich belegt
In einer Studie aus den 1970er Jahren haben WissenschaftlerInnen festgestellt, dass es Menschen gibt, die nachweislich viel erreicht haben und dabei trotz ihres Erfolges davon überzeugt sind, diesen nicht verdient zu haben (Clance & Imes, 1978). Mit anderen Worten: Es ist durchaus möglich, dass die Selbstwahrnehmung des eigenen Erfolgs nicht mit der objektiven Realität der eigenen Leistung übereinstimmt.
So wurde der Begriff „Imposter-Syndrom“ geprägt: Er beschreibt Menschen, die an ihrer eigenen Leistung zweifeln und befürchten, als Betrüger oder „Hochstapler“ entlarvt zu werden. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass fast 70% aller Menschen im Laufe ihres Lebens vom Imposter-Syndrom betroffen sind (vgl. Sakulku, 2011).
Resilienz ist erlernbar
Bei Menschen mit Imposter-Syndrom ist häufig zu beobachten, dass sie ihren Erfolg dem Glück, dem richtigen Timing oder ihren Beziehungen zuschreiben. Das ist ein Fehler. Denn sie vergessen, dass sie auch hart gearbeitet und ihre Fähigkeiten eingesetzt haben, um erfolgreich zu sein. Zudem fällt es Menschen mit Imposter-Syndrom oft schwer, positives Feedback oder Lob von anderen anzunehmen. Das macht es noch schwieriger, sich von dem Glauben, ein Imposter zu sein, zu befreien (LaDonna, Ginsburg & Watling, 2018).
Welche Faktoren sind für das Imposter-Syndrom verantwortlich und wie wirkt es sich auf die Betroffenen aus?
Es gibt verschiedene Faktoren, die dazu beitragen können, dass man sich als Betrüger fühlt. Dazu gehören:
Große Übergänge
Es gibt große Übergänge, bei denen das Imposter-Syndrom besonders häufig auftritt. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Menschen nach dem Studium eine neue Arbeitsstelle antreten (Rakestraw, 2017). Diese Übergänge sind wichtige Meilensteine im Leben, die uns manchmal daran zweifeln lassen, ob wir den Anforderungen gewachsen sind. Auch Menschen in höheren Hierarchiestufen sind manchmal unsicher, was ihre Leistung betrifft (LaDonna et al., 2018).
Sozialer und familiärer Druck
Die Begründer des Begriffs haben festgestellt, dass sich das Imposter-Syndrom bei Kindern entwickeln kann, die von ihren Familien als weniger intelligent eingeschätzt werden als andere Familienmitglieder (Clance & Imes, 1978). Die ForscherInnen haben außerdem etwas sehr Interessantes herausgefunden. Das Imposter-Syndrom kann nämlich auch bei Kindern auftreten, deren Familien ihr Kind für sehr intelligent und kompetent halten. Diese Kinder stehen möglicherweise unter dem Druck, die hohen Erwartungen der Familie zu erfüllen. Die Infragestellung der eigenen Fähigkeiten führt zu Selbstzweifeln.
Stereotype und Vorurteile
Jeder Mensch hat eine Vielzahl von Identitäten, die sich aus verschiedenen Faktoren wie Geschlecht, Alter, ethnischer Herkunft oder anderen Merkmalen zusammensetzen. Ich freue mich über die Vielfalt der Identitäten. Leider werden bestimmte Identitäten immer noch stärker kritisiert und abgewertet als andere. Das kann bei den Angehörigen dieser Gruppen zu einem Abwertungssyndrom führen: Diese Stereotype führen dazu, dass Menschen aus bestimmten Gruppen als weniger intelligent und kompetent abgestempelt werden. Das kann dazu führen, dass die Gruppenmitglieder dies als Überzeugung verinnerlichen (Buczynski, Harrell, McGonigal, & Siegel, n.d.).
Psychische Erkrankung
Das Imposter-Syndrom weist Überschneidungen mit Merkmalen psychischer Erkrankungen auf. Das Imposter-Syndrom geht mit Selbstzweifeln einher und kann sogar zu Misserfolgen führen (Villwock, Sobin, Koester & Harris, 2016). Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Imposter-Syndrom und Angst- und depressiven Störungen. Besonders betroffen sind introvertierte Personen mit einer ängstlichen Persönlichkeit. Kritisches Feedback kann das Gefühl des Imposter-Syndroms noch verstärken (Murugesu, 2020).
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Tipps zur Überwindung des Imposter-Syndroms
Akzeptiere Deine Gefühle
Jedes Gefühl hat einen Grund. Wenn wir unsere Gefühle reflektieren, können wir mehr über uns selbst erfahren und unser Selbstvertrauen stärken. Außerdem sind Gefühle nicht immer ein genaues Abbild der Realität. Schreibe alles auf, was Dich belastet, und wirf den Zettel in den Papierkorb. Lass los. Du wirst sehen, das hilft wirklich.
Gehe realistisch mit Deinen Stärken und Schwächen um
Es mag ein Klischee sein, aber es ist wahr: Wir alle haben unsere Stärken und Schwächen und wir sind gut so, wie wir sind. Niemand ist in allem gut. Vergleiche Dich also nicht mit anderen und akzeptiere Deine tollen Fähigkeiten, denn sie machen Dich einzigartig. Konzentriere Dich auf Deine Stärken und nutze Deine Energie, um diese zu optimieren. Es ist so wichtig, die eigene Energie nicht an die eigenen Schwächen zu verschwenden.
Perfektionismus überwinden
Wenn Du zum Perfektionismus neigst, lerne, diesen abzulegen. Fehler sind menschlich und gehören zum Lernprozess dazu. Fehler zu machen ist ganz normal. Und wenn wir daraus lernen, machen wir aus einem Fehler einen Helfer und ziehen eine Lehre daraus? Gönne Dir auch regelmäßig Pausen und nimm Dir öfter freie Tage, um wieder Kraft zu tanken. Entspannungstechniken sind eine wunderbare Möglichkeit, Stress und Ängste abzubauen.
Kurz gesagt
Glaube nicht alles, was du denkst. Die kleine Stimme in Deinem Kopf, die versucht, Deine Leistungen herabzusetzen und Dich an Dir zweifeln zu lassen, ist ein Arschloch (ich nenne sie Arschgesicht). Du bist fähig, kompetent und wertvoll, also ignoriere diese Stimme und erinnere Dich daran.